Mama, versetz dich doch in meine Lage!

Lisa Albrecht
Lisa Albrecht

Ein kleines Bild hat mich emotional sehr berührt. Auf dem Bild ist eine Mutter zu sehen, die ihre erwachsene Tochter umarmt. Die Atmosphäre im Bild ist so unglaublich stark, weil man spürt, dass es sich um eine besondere Umarmung handelt. Man spürt, dass zwischen den Beiden ein sehr inniges und vertrauensvolles Verhältnis herrscht. Ich spüre, dass die Mutter mit ihrer Tochter gerade etwas Wichtiges besprochen hat. Sie sagt zu ihrer Tochter: "Es tut mir leid, wenn in der Vergangenheit Dinge passiert sind, die sehr schwierig für dich waren. Dinge, die durch mein Handeln negative Spuren bei dir hinterlassen haben. Du musst wissen, dass ich mich als Mama immer sehr bemüht habe. Viele Dinge hätte ich heute anders gemacht. Damals wusste ich es nicht besser, handelte jedoch immer aus meinem tiefsten Herzen." Die Tochter schweigt, mit Tränen in den Augen. Die Mutter spricht jedoch weiter: "Es tut mir leid, wenn das eine oder andere durch mein Verhalten in der Vergangenheit zu Problemen geführt hat. Manchmal habe ich mich falsch verhalten. Manchmal fehlte mir die Kraft, bessere Wege zu suchen. Ich möchte aber keine Ausreden suchen, warum ich dies oder jenes auf meine Art und Weise gemacht habe. Ich möchte dir einfach danken, dass du mich verstehen möchtest. Und ich möchte dir einfach so gerne "es tut mir leid" sagen, weil nicht alles glatt lief. Ich verstehe dich auch."

Mama und Tochter

Dieses Thema ist sehr heikel, schließlich ist es sehr persönlich und vielleicht sogar richtig schmerzvoll. Emotionen sind vorprogrammiert. Doch Hand aufs Herz: Welches Kind wünscht sich das nicht? Vielleicht täusche ich mich, aber ich habe das Gefühl, dass so gut wie jeder so etwas von seinen Eltern hören möchte. Und vermutlich hören die wenigsten solche Sätze tatsächlich. Man wünscht sich Eltern, die verständnisvoll sind und auch mal die Perspektive wechseln. Woran liegt das? Sehr viele Eltern haben Angst, mit ihrem Kind ganz ehrlich und offen zu sprechen. Sie haben Angst ihre Fehler zuzugeben. Dabei würde es dem Kind so sehr helfen, seine Eltern zu verstehen oder bestimmte Dinge zu verzeihen (auch wenn das Verhältnis sonst in Ordnung ist). Vielleicht steht das auch auf der TO DO Liste vieler Eltern, aber mit der Zeit vergessen sie es. Je älter sie werden, umso schwieriger fällt es ihnen, Fehler einzusehen oder sich an ihre Fehler überhaupt zu erinnern. Es müssen gar nicht große Dinge sein. Es könnten auch einfach Situationen sein, von denen das Kind immer wieder spricht. Schließlich passieren sehr viele Dinge zwischen beiden Parteien - sowohl positive, als auch negative. Kleinigkeiten, mag vielleicht ein Außenstehender denken. Aber für das Kind von großer Bedeutung.

Es gibt immer zwei Sichtweisen

Ich habe mir vorgenommen, mit meiner Tochter offen über alle Dinge zu sprechen. Ich möchte, dass wir ein schönes und vertrautes Verhältnis haben. Ich möchte, dass sie weiß, dass ich sie bedingungslos liebe. Alles, was sie erlebt, prägt sie und später wird sie mich fragen, warum ich dies oder jenes so oder anders gemacht habe. Anstatt nach Ausreden und Gründen zu suchen, möchte ich mich gerne entschuldigen. Vielleicht denken Eltern in so einem Moment, dass sie angegriffen werden. Oder versagt haben. Schließlich wird ihre Entscheidung oder ihr Erziehungsstil in Frage gestellt. Das führt oft dazu, dass die Eltern bei diesem Thema sofort "zu" machen. Ein Perspektivwechsel ist gut. Für beide Seiten! Ja, ich habe Fehler gemacht, aus diversen Gründen. Und es tut mir sehr leid. Von ganzem Herzen. Ich sehe mich, wie ich meine Tochter umarme und wie wir in dieser innigen, vertrauensvollen und einzigartigen Umarmung die Vergangenheit wieder loslassen. Wir sind in diesem Moment einfach glücklich, dass wir uns haben.

Ich habe schon erwähnt, dieses Thema ist emotional. Ich gehe mir jetzt erst mal die Nase putzen und die Tränen wegwischen. Anschließend rufe ich meine Mama an. Denn ich bin sehr dankbar und froh, dass wir ein richtig schönes Verhältnis haben. Übrigens: Man kann das Ganze auch umdrehen. Auch als Kind mal zu den Eltern gehen und ihnen sagen, dass sie gut so sind, wie sie sind. Ohne Erwartungen, das Gleiche von ihnen zu hören. So etwas muss einfach von beiden Seiten viel öfters passieren!

Eure Lisa.

An dieser Stelle noch ein UPDATE: Seit Anfang 2024 habe ich mein neues Projekt “Einfach leben, mehr sein” ins Leben gerufen, du findest es auf www.lisa-albrecht.de. Es ist die Fortsetzung von diesem Blog, aber auf einer völlig anderen Ebene. Ich freue mich, dich dort zu sehen! Alles liebe, Lisa.

Veröffentlicht am 13. Januar 2018.
Lisa Albrecht
Lisa Albrecht
Gründerin & Autorin
Ich bin immer auf der Suche nach ganzheitlichen Lösungen für mehr Gesundheit und Balance im Leben. Ich liebe das Meer, veganes Vanille-Eis und unsere Erdbeeren aus dem Garten.
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