Ohne Streit! Weihnachten mit der Familie überleben
Familienstreit, schlechte Stimmung oder sogar Trennungen sind an Weihnachten leider nicht ungewöhnlich. Weihnachten „überleben“ ist vielleicht im Titel etwas zu extrem formuliert, aber ich habe schon so viele Storys gehört, dass ich mich heute einfach berufen fühle, über dieses Thema zu schreiben. In nur wenigen Tagen kommen die meisten Familien zusammen und die Treffen könnten so viel einfacher verlaufen, wenn man sich einige Punkte bewusst macht.
Vergebung ist die Basis
Jeder von uns hat sicherlich etwas erlebt, was einen verletzt oder traurig gemacht hat. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nichts bringt, die Erlebnisse Tag für Tag mit sich herumzuschleppen. Während man im Alltag noch durch viele Dinge abgelenkt ist, wird man an Weihnachten damit gerne stärker konfrontiert. Die Familie trifft sich, Erinnerungen kommen hoch und man hat Zeit, über die Dinge von damals zu grübeln. Vergebung hilft mir in dieser Situation sehr. Es bedeutet nicht, dass ich plötzlich die erlebten Dinge gut finden muss. Es bedeutet auch nicht, dass ich die Menschen, die mir etwas getan haben, toll finden muss. Aber ich möchte mir ein Geschenk machen und nicht mehr das negative Päckchen herumtragen. Ich möchte mich nicht mit negativen Gedanken vergiften. Ich mache mir klar, dass das Herumschleppen von Wut oder schlechten Gedanken in erster Linie nur mir schadet – meiner Seelenruhe und meiner Gesundheit. Wenn ich das verstanden habe, lasse ich los. Ich überlege mir, was ich aus den blöden Situationen gelernt habe. Welche neuen Erkenntnisse für mein Leben habe ich gewonnen? Hat mich das Erlebte sogar ein Stück stärker gemacht? Ich nehme es an, so wie es ist. Und ich lasse es gleichzeitig los. Ich vergebe der Person, die mir weh getan hat. Nicht, um wieder nett zu ihr zu sein. Ich tue es für mich, für meine Zukunft. Ich vergebe mir selbst. Dieses Ritual wiederhole ich immer wieder nach Bedarf. Irgendwann spüre ich, dass ich es auch so empfinde und wie leicht es mir ums Herz wird. Das ist eine gute Grundvoraussetzung, auch Weihnachten friedlich zu feiern.
Jeder Mensch hat seine Gründe
In der Regel ist es so, dass jeder Mensch in jeder Situation sein Bestes gibt. Auch, wenn es nicht immer danach aussieht. Glaube mir, jeder Mensch hat Gründe, warum er sich für seinen Weg entscheidet. Ich versuche ganz neutral und ohne Bewertung zu verstehen, welche Gründe andere bewegt haben. Nicht immer kann ich die Gründe nachvollziehen, aber das muss ich auch nicht. Oft hilft mir jedoch das Reflektieren, um zu verstehen, dass die Gegenseite ebenso in einer schwierigen Lage, verletzt, verärgert oder traurig ist. Nicht nur ich fühle mich schlecht behandelt. Jeder hat das Gefühl, dass seine Gründe schwerwiegend sind.
Heikle Themen vermeiden
Du bist gerade mit Verwandten am Essen und da kommt plötzlich ein blöder Spruch in deine Richtung? Vielleicht ist es eine Stichelei, die deinen Lebensstil infrage stellt. Man könnte mit einem bissigen Wort reagieren oder einfach eingeschnappt sein. Besser finde ich: Man lässt sich einfach nicht provozieren. Das bedeutet nicht, dass man alles herunterschlucken sollte. Es ist eine ganz bewusste Entscheidung und man könnte über den Dingen stehen. Ist das vielleicht einfach eine Unsicherheit der Menschen, weil sie nicht wissen, wie sie mit deinem Lebensstil umgehen sollen? Haben sie vielleicht Angst vor deinem Lebensweg und müssen deshalb sticheln? Es gibt – wie bereits erwähnt – diverse Gründe, warum Menschen fiese Sprüche loslassen. Man könnte so tun, als ob man den Spruch gar nicht gehört hätte. So bekommt der andere keine weitere Nahrung und lässt es schneller bleiben. Manchmal hilft eine humorvolle Antwort. Das überrascht den anderen, da er dich mit seiner Stichelei eigentlich ärgern wollte. Steh über den Dingen und lass Dich nicht darauf ein! Um die Verärgerung loszulassen, konzentriere Dich auf ein anderes Thema oder übe Dich in Achtsamkeit beim Essen (längeres kauen, schmecken und riechen).
Kopfkino ausschalten
Kopfkino bereits vor dem Weihnachtsfest sorgt für schlechte Stimmung und raubt nur unnötig Energie. Wie oft hast du dich schon dabei ertappt, dass du dir im Kopf die schlimmsten Szenarien ausmalst? In Wirklichkeit kommt jedoch alles anders. War das nötig? Nein. Hat es dir etwas gebracht? Nein. Nur negative Gedanken und schlechte Stimmung. Anstatt dir auszumalen, was alles an Weihnachten passieren könnte (wenn man komplizierte Menschen trifft), sollte man sich einfach darauf einlassen. Mache dir klar, dass du dein Kino selbst gestalten kannst. Vieles hängt von deiner Reaktion ab. Sorge dafür, dass du offen in die Situation gehen kannst.
Zu hohe Erwartungen
Ein wichtiger Punkt ist auch, zu hohe Erwartungen zu haben und anschließend enttäuscht zu sein. Auch hier gilt das gleiche Prinzip: Lass dich überraschen. Konzentriere dich auf die Dinge, die du aktuell erlebst – im HIER und JETZT. Alles, was kommt, ist Zukunftsmusik. Besinne dich immer wieder auf die wichtigsten Dinge im Leben. Ob nun ein Geschenk nicht passt oder die Plätzchen verbrannt sind… Das gehört dazu, das ist nicht schlimm und macht jede Situation auch irgendwie… einzigartig. Später kann man lachend seinen Kindern dazu eine Anekdote erzählen.
Räumlich nicht ständig zusammen hängen
Es könnte helfen, insgesamt für mehr Freiräume zu sorgen, um mit deiner Familie nicht irgendwann in eine Diskussion zu geraten. Wenn man zu lange aufeinander hockt, ist die Luft schneller raus. Hab nicht zu viel „Leerlauf“. Suche dir – wenn möglich – konkrete Aufgaben für das Weihnachtsfest, dadurch entspannt sich die ganze Lage deutlich. Übrigens, man muss sich nicht zwingen, seine Zeit mit Menschen zu verbringen, die einem nicht guttun. Das ist eine persönliche Entscheidung und jeder sollte sich diese Frage einmal stellen. Vielleicht würde ein Weihnachtsfest viel besser funktionieren, wenn man nicht den ganzen Tag mit seiner Familie verbringt. Zwei Stunden gemeinsam zum Plätzchen essen und Kaffee trinken könnten richtig schön werden, ganz ohne Streit – denn dazu ist die Zeit einfach zu knapp. Meistens hat man ja ein Gespür dafür, wann die Stimmung gerne zu kippen droht.
Sehe dich nicht als Opfer
Raus aus der Opferhaltung! Denke nicht, dass du dies oder jenes MUSST. Nein, du musst gar nichts. Alles ist freiwillig. Höre auf dein Bauchgefühl. Es klingt hart, aber mal ganz ehrlich: Du musst deine Familie nicht besuchen, wenn du danach richtig kaputt bist. Wenn dein Verhältnis zu deinen Verwandten richtig schlecht ist und du keine Besserung erwarten kannst, egal wie du dich bemühst, ist das bestimmt keine einfache Situation. Aber es ist wichtig zu wissen: Du musst nicht bei den gesellschaftlichen Zwängen mitmachen, wenn du es nicht möchtest. Es könnte trotzdem für einige Familienmitglieder schön sein, wenn man trotz einer schwierigen Situation zumindest an Weihnachten zusammen kommt. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, jede Lebenssituation ist individuell und niemand weiß es besser als du selbst, was für dich am besten ist. Treffe ganz bewusst deine Entscheidungen und du wirst sehen, dass du dich plötzlich stark und selbstsicher fühlst. Du weißt: Selbstvertrauen und Stärke spüren auch andere Menschen und verhalten sich dann dir gegenüber plötzlich ganz anders. Probiere es aus!
Atemübung um schnell wieder runterzukommen
Wenn es mal gekracht hat oder ein blöder Spruch dich doch verletzt hat, könnte dir eine Atemübung helfen, um wieder runterzukommen. Atme ganz langsam ein und beim Ausatmen stelle dir vor, dass die ganze Wut und negative Energie mit hinausströmt. Das Ganze wiederhole einige Minuten (mindestens 10 Atemzüge). Dann fühle nach, was du empfindest. Es könnte helfen, nach den Gründen für die blöde Situation zu fragen und das Ganze aus der anderen Perspektive zu betrachten. Könnte sein, dass dir die andere Person plötzlich leid tut, weil du spürst, dass sie traurig, gestresst, unzufrieden mit ihrem Leben oder sehr unsicher ist.
Dieses Jahr wissen wir noch gar nicht, wie wir Weihnachten feiern möchten. Wir entscheiden das gerne spontan und lassen uns überraschen. Hab ein wundervolles Weihnachtsfest! Liebe Grüße von Lisa.
An dieser Stelle noch ein UPDATE: Seit Anfang 2024 habe ich mein neues Projekt “Einfach leben, mehr sein” ins Leben gerufen, du findest es auf www.lisa-albrecht.de. Es ist die Fortsetzung von diesem Blog, aber auf einer völlig anderen Ebene. Ich freue mich, dich dort zu sehen! Alles liebe, Lisa.
Aktualisiert am 22. Dezember 2022.
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