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Hausgeburt beim ersten Kind: Meine positive Erfahrung

Sandra
Sandra

Ich möchte euch heute einen sehr persönlichen Einblick zum Thema "Hausgeburt" geben. Die Geburt meiner Tochter war eine geplante Hausgeburt und ich habe sie als sehr ruhig, entspannend und weitesgehend auch schmerzfrei empfunden. Oft werde ich darauf angesprochen, dass die Entscheidung das erste Kind zu Hause zu bekommen, sehr mutig sei. Tatsächlich kam ich mir dabei nie mutig vor. Ich habe eine ganz natürliche Abneigung gegen Krankenhäuser (wie sie wahrscheinlich die meisten Menschen haben) und konnte mir nicht vorstellen, in so einer Umgebung mein Kind zu Welt zu bringen. Dabei vertrete ich die Meinung, dass jede Frau ihr Kind dort bekommen sollte, wo sie sich am wohlsten fühlt (auch wenn dieser Ort vielleicht das Krankenhaus sein sollte).

Hausgeburt beim ersten Kind

Hat man denn keine Angst vor der Geburt zu Hause?

Ich bereue meine Entscheidung keine Sekunde und will deshalb meine Erfahrung gerne teilen. Ich möchte aber noch erwähnen, dass ich während der gesamten Schwangerschaft über keinen Moment lang Angst vor der Geburt hatte, nicht weil ich so ein angstfreier Mensch wäre (es gibt viele, die würden eher das Gegenteil behaupten) oder weil ich mir das gar fest vorgenommen hätte. Ich war mir sogar sicher, dass sich irgendwann noch eine Angst oder Nervosität einstellen würde, aber sie tat es nicht. Ich kann nicht sagen warum, aber es war einfach so und wahrscheinlich konnte ich deswegen auch so eine schöne Erfahrung genießen. Ich bin überzeugt, dass die furchtbare Angst, die die Frauen heutzutage (zumindest alle, die ich kenne) vor der Geburt ihres Kindes haben, konstruiert ist und eine Konsequenz daraus, wie eine Geburt von der Gesellschaft und den Medien verklärt wird. Auch deswegen möchte ich hier schildern, dass diese Bilder nicht der Wahrheit entsprechen müssen.

Wie lief meine Hausgeburt ab?

Um 5 Uhr morgens ging es los. Es war der 12. Mai und ich bin einfach mit einem Schlag hellwach gewesen. Als ich dann so wach wurde, musste ich erstmal auf die Toilette. "Der gesunde Körper reinigt sich vor der Geburt selbst" hatte ich mal irgendwo gelesen. Aber ganz fassen konnte ich das in dem Moment noch nicht. Als ich langsam zurück ins Bett geschlichen bin, habe ich schon ganz zaghaft die erste Wehe gespürt. Als das Gefühl bis halb 6 Uhr noch dreimal kam, war ich mir relativ sicher. Trotzdem dachte ich mir, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, noch ein bisschen weiter zu schlafen, um für die Geburt fit zu sein. Schlafen konnte ich allerdings nicht mehr. Ich lag im Bett und habe versucht, ganz genau meinen Unterleib zu spüren, was da so vor sich geht. Um halb 7 bin ich aufgestanden, um die Hebamme anzurufen, die dann auch gleich vorbeikam. Vorher sollte ich mich noch unter die Dusche stellen, um zu schauen, ob die Wehen dann stärker oder schwächer werden. Tatsächlich änderte sich durch das Wasser jedoch gar nichts (ich war ja ein bisschen enttäuscht).

Ankunft der Hebamme bei uns Zuhause

Die Hebamme hat mich zunächst an das CTG angeschlossen und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die nächste Wehe kam. Aber schließlich kam sie und alles war klar. Dann wurde noch kurz der Muttermund untersucht - 2cm. Das hörte sich doch großartig an! Nach so kurzer Zeit schon 2cm, ich dachte noch, das geht viel schneller als erwartet, hatte ich doch vorher noch irgendwo gelesen die ersten 4cm brauchen am längsten. Gut, dann ist die Hebamme auch erstmal wieder gefahren, denn sie hatte den ganzen Tag Termine. Sobald etwas ist, sollte ich mich aber melden, ansonsten ist sie in vier Stunden wieder da. Gegen elf Uhr waren die Wehen dann auch schon ziemlich stark. Ich habe mich mit meinem Oberkörper auf das Bett gelehnt und versucht sie zu veratmen. Aber weil sie mir so stark vorkamen, dachte ich, dass schon einiges passiert wäre. Also habe ich die Hebamme angerufen. Als sie dann da war, hat es Ewigkeiten gedauert, das CTG anständig zu befestigen und die Herztöne zu hören. Es war eine Qual, weil die Hebammenschülerin, die mit dabei war, mir das das Ding gegen den Bauch während der Wehe drücken musste (das war nicht ihre Schuld, indem Moment war es einfach schwierig die Herztöne zu finden). Aber dann hat es endlich geklappt und alles war gut. Nach der Untersuchung meinte die Hebamme einfach: 3cm. Ich war so enttäuscht. Ich dachte: "Drei Stunden und nur 1cm?" Und dabei hat es sich angefühlt, als wäre schon richtig was passiert. Mit dem Rat, ich solle ein bisschen Gehen, fuhr die Hebamme dann auch wieder.

Die Geburt ist ein Prozess und eine Art Geduldsprobe

Also habe ich angefangen durch das Wohnzimmer zu laufen. Immer von links nach rechts und umgekehrt. Gegen 12 Uhr kam meine Mutter vorbei und wurde direkt einkaufen geschickt, mit einer Liste von Dingen, auf die ich Lust hatte. Am meisten gelohnt hat sich im Endeffekt eine Brezel, welche ich dann während des Hin- und Herlaufens genüsslich verspeiste. Gegen 2 Uhr kam sogar meine Schwester (aus Österreich!). Wirklich reden konnte ich aber nicht mehr mit ihr. Ich hatte schon zu viel mit den Wehen zu tun und wenn die gerade Pause hatten, habe ich mich ausgeruht. Denn was tatsächlich ziemlich anstrengend war an diesem Tag, war die Tatsache, dass ich so wenig geschlafen habe und wirklich totmüde war. Immer wenn ich mich hingelegt habe, bin ich kurz eingeschlafen, um ein paar Minuten später von den Wehen geweckt zu werden. Im Liegen waren die leider schon absolut unerträglich. Also wieder aufgestanden und weitergelaufen und schon waren die Wehen kein Problem mehr. Ich kam mir tatsächlich vor wie in einer Meditation, weil ich mich so extrem auf die Atmung konzentrieren musste.

Um kurz nach vier bin ich dann vor Schmerz in die Knie gegangen. Das war meine erste Presswehe, nur wusste ich das in dem Moment natürlich noch nicht. Mein Freund hat versucht mir die Wehe zu erleichtern, indem er beim Ausatmen auf meinen Rücken gedrückt hat. Die Technik hatte ihm die Hebamme gezeigt und bis zu diesem Zeitpunkt war sie auch unglaublich wohltuend - aber da plötzlich nicht mehr. Die Wehe war so heftig, dass ich warten musste, bis sie fertig war, um sagen zu können, dass das alles nur verschlimmert. Als nächstes hab ich darum gebeten, die Hebamme anzurufen - sie soll sofort kommen.

Hausgeburt beim ersten Kind

Es geht endlich richtig los!

Zugegeben, die Presswehen waren kaum zu ertragen, so schmerzhaft waren sie - bis ich irgendwann angefangen habe, einfach zu pressen beim Ausatmen. Dann ging es plötzlich. Also habe ich fleißig gepresst und nochmals gesagt, dass die Hebamme angerufen werden muss: sie soll sich beeilen! Sie hatte sich das aber schon gedacht und war fast da. Als ich mal nachfühlen wollte, was so passiert "da unten" dachte ich, ich fühle schon den Kopf. Ich war total aufgeregt und meinte, mein Baby sei gleich da. Und dann bei der nächsten Wehe ist der "Kopf" plötzlich geplatzt und ein Schwall Wasser übergoss meine Hand. Für den Bruchteil einer Sekunde war ich vollkommen schockiert, bis mir klar wurde - das war natürlich die Fruchtblase…

Von diesem Moment an weiß ich tatsächlich nicht mehr so viel. Ich lag mit meinem Oberkörper auf einem Stuhl, mein Freund saß daneben an der Wand gelehnt und hat meine Hand festgehalten. Bei jeder Wehe habe ich die so fest gedrückt wie ich nur konnte (er meinte später, ich hätte versucht sie ihm zu brechen, auch wenn das ein Klischee ist). Kurz nachdem die Fruchtblase geplatzt ist, kam die Hebamme.

Später hat mir mein Freund erzählt, dass sie und die Schülerin innerhalb von ein paar Sekunden alle möglichen Gerätschaften aufgestellt und vorbereitet hatten (Beatmungsgerät etc.), ich habe von nichts etwas mitbekommen, auch nicht wer und wo um mich herum war. Es hätten hundert Leute anwesend sein können, so konnte letztendlich auch meine Schwester da bleiben, obwohl ich fest damit gerechnet hatte, ich würde sie irgendwann wegschicken, weil mir das alles dann doch zu intim wird...

Das Baby ist gleich da

Die Wehen kamen immer wieder und wieder und wurden immer heftiger. Irgendwann wurde es auch sehr anstrengend und schmerzhaft. Außerdem hatte ich das Gefühl, bei jeder Wehe kommt das Baby ein ganzes Stück nach vorne und wenn sie vorbei ist, rutscht es einfach wieder zurück. "Aber immer 3 Schritte vorwärts und einer zurück", meinte die Hebamme. Also immer weiter und dann wurde es auch noch kurz richtig schmerzhaft. Als das Köpfchen kam, hat das gebrannt wie Feuer (ich bin auch etwas gerissen, was im Anschluss genäht wurde – alles wirklich nicht so schlimm wie man/frau immer denkt). Aber als der Schmerz kam, ging er auch sofort wieder. Und bei der nächsten Wehe war es noch einmal kurz heftig und mein Kind war da.

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Ich musste gar nicht weinen

Plötzlich war alles vorbei, ich habe das gar nicht so schnell realisieren können. Ich habe unter mich geschaut und da lag mein Baby. Im nächsten Moment hatten mich bereits mehrere Hände ausgezogen und ich konnte meine Tochter (denn jetzt endlich wusste ich ja auch, dass ich eine Tochter habe) sofort an die Brust legen. So konnten wir erstmal eine ganze Zeit lang ausruhen und den Moment genießen, auch wenn das Saugen an der Brust überraschenderweise etwas schmerzhaft war.

Ich war so glücklich, aber erstaunlicherweise musste ich gar nicht weinen. Es hat sich einfach so normal angefühlt und so richtig. Ich würde fast sagen, dass ich irgendwie einfach ruhig und gelassen war, denn es war ja alles genau so, wie es sein sollte.

Folgt eurem Herz!

Sandra.

An dieser Stelle noch ein UPDATE: Seit Anfang 2024 habe ich mein neues Projekt “Einfach leben, mehr sein” ins Leben gerufen, du findest es auf www.lisa-albrecht.de. Es ist die Fortsetzung von diesem Blog, aber auf einer völlig anderen Ebene. Ich freue mich, dich dort zu sehen! Alles liebe, Lisa.

Veröffentlicht am 2. August 2016.
Sandra
Sandra
Gast-Autorin
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