Tipps gegen Bluthochdruck - Dr. med. Wormer im Interview

Lisa Albrecht
Lisa Albrecht

In meinem Umfeld gibt es einige Menschen, die unter Bluthochdruck leiden. Einige wussten das bereits ziemlich früh, andere dagegen haben es recht spät bemerkt. Denn Bluthochdruck verursacht keine spürbaren Beschwerden und wird deshalb oft übersehen. Aber die arterielle Hypertonie - so wird Bluthochdruck auch bezeichnet - ist eine ernstzunehmende Krankheit und darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sie gilt als ein wichtiger Risikofaktor für Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen. Hypertonie kann u.a. direkt oder indirekt zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.

Bluthochdruck: Das Interview

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Interview mit Dr. med. Eberhard J. Wormer

Am Besten bekommt man erst gar kein Bluthochdruck. Welche häufigsten Ursachen könnten für die Entstehung sorgen?

Dr. med. Eberhard J. Wormer: In erster Linie kommt der heutige Lebensstil in Frage: Stress, ständige Überforderung, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel – Gift für Herz und Kreislauf! Es ist das Zuviel: zu hohes Körpergewicht, zu viel Alkohol, zu viel Salz, zu viel Zucker … und das Überflüssige, zum Beispiel Rauchen. Alle anderen Ursachen fallen demgegenüber kaum ins Gewicht: familiäre Veranlagung, hormonelle Störungen, Nierenerkrankungen, Schwangerschaft, Medikamente.

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Warum ist Bluthochdruck eigentlich so gefährlich und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden? Welche irreparablen Schäden könnten im Körper auftreten?

Dr. med. Eberhard J. Wormer: Bluthochdruck setzt den Körper insgesamt unter Druck. Am meisten leiden das Herz und die Blutgefäße. Chronischer Bluthochdruck führt am häufigsten zur Herzschwäche (Herzinsuffizienz) – daran sterben in Deutschland und anderswo mehr Menschen als an Krebs! Auf der Liste der Hochdruckschäden stehen darüber hinaus noch die Arteriosklerose, die koronare Herzkrankheit, der Herzinfarkt, Nierenkrankheiten, Augenschäden und vor allem der Schlaganfall.

In Ihrem Buch gehen Sie u.a. auch auf natürliche Heilverfahren ein - sie gelten ebenso als seriös. Welche sind das?

Dr. med. Eberhard J. Wormer: Seriös ist ein dehnbarer Begriff. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass wir Übergewicht, Stressbelastungen, ungesunde Ernährung und Bewegungsfaulheit durchaus sehr wirksam selbst günstig beeinflussen können, um einem Blutdruckrisiko vorzubeugen. Dazu ist keine Doppelblindstudie nötig. Natürliche Heilverfahren beziehen sich genau auf diese Risikofaktoren. Faktor Nummer eins ist Dauerstress. Deshalb sind alle Verfahren, die mehr Entspannung bringen, wirksam und empfehlenswert. Es hat sich gezeigt, dass die gemischte, salz-, kohlenhydrat- und fettbewusste Ernährung mit Schwerpunkt pflanzliche Nahrungsmittel langfristig den Blutdruck absenkt – und zudem überflüssige Pfunde verschwinden lässt. Offenbar tragen auch unerkannte Vitaminmangelzustände zum erhöhten Blutdruck bei: Wird Vitamin-D-Mangel beseitigt, in der Regel durch angemessen hoch dosierte Nahrungsergänzung, sinken die Blutdruckwerte und der Blutdruck stabilisiert sich – wer Blutdrucksenker einnimmt, kann dann oftmals die Dosis verringern. Natürliche Mittel gegen Bluthochdruck sind fast immer ganzheitlich wirksam und sehr sicher, im Gegensatz zu nebenwirkungsbelasteten Medikamenten.

Man hört, dass der Salzkonsum vorallem bei Bluthochdruck kontraproduktiv ist. Warum ist das so?

Dr. med. Eberhard J. Wormer: Der Zusammenhang von Bluthochdruck und erhöhtem Kochsalzkonsum ist wissenschaftlich gut erforscht. In einer Studie wurde nachgewiesen, dass ab einer Kochsalzaufnahme von mehr als 3 bis 4 g täglich Hypertonie ausgelöst werden kann. Ein Erklärungskonzept berücksichtigt Interaktionen der Natriumzufuhr, natriumausscheidendes Hormon (ANP), den Austausch der Mineralstoffe Natrium, Kalzium und Kalium an der Zellwand sowie einen genetischen Defekt. Bei etwa der Hälfte aller Betroffenen muss mit Salzempfindlichkeit gerechnet werden. Der Blutdruck steigt bei Kochsalzbelastung stark an und kann durch salzbewusste Kost gesenkt werden. Zu dieser Gruppe gehören vor allem ältere Menschen, Typ- 2-Diabetiker, Übergewichtige, familiär Vorbelastete und Personen mit niedrigem Renin-Spiegel. Salzbewusste Ernährung ist hier immer eine gute Empfehlung. Vor allem Fertignahrungsmittel können Unmengen Salz enthalten.

Kann auch die Psyche für Bluthochdruck sorgen?

Dr. med. Eberhard J. Wormer: Ja, definitiv. Stressbelastungen gehen auch an der Psyche nicht spurlos vorüber. Stress und Traumatisierung jeglicher Art sind immer mit einem Anstieg des Blutdrucks verbunden – eine natürliche Anpassungsreaktion. Körperliche und psychische Belastungen verursachen Stress. Das betrifft berufliche Überforderung genauso wie eine Depression, wenn sie zum Dauerzustand werden. Aus diesem Grund sollte sich jeder, der Herzinfarkt und Schlaganfall vermeiden möchte, um ein gelassenes Gemüt bemühen.

Welche gravierenden Nebenwirkungen könnten durch langfristige Einnahme blutdrucksenkender Medikamente im Körper entstehen?

Dr. med. Eberhard J. Wormer: Es gibt mehr als 20 blutdrucksenkende Wirkstoffe und unzählige Kombinationen solcher Mittel. Blutdrucksenker der ersten Wahl sind Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Antagonisten und Kalziumantagonisten. Alle Mittel haben Wirkungen und Nebenwirkungen. Diuretika können Austrocknung, Salzmangel, Thromboseneigung, Gicht und Impotenz verursachen. Betablocker begünstigen Schlafstörungen, trockene Schleimhäute und Impotenz, ACE-Hemmer trockenen Husten. Angiotensin-II-Antagonisten gelten als besser verträglich als ACE-Hemmer. Kalziumantagonisten können Ödeme, Herzrhythmusstörungen, allergische Reaktionen, Schwindel, Kopfschmerzen, Impotenz und Verstopfung verursachen.

Hat man bereits Bluthochdruck, wenn man 130/70 mmHg regelmäßig misst?

Dr. med. Eberhard J. Wormer: Nein. Man hat sich derzeit auf eine Obergrenze der Blutdruckwerte von 130–139 mmHg systolisch und 85–89 mmHg diastolisch geeinigt. Als Faustregel gilt: bevorzugt diastolische Werte von mehr als 90 mmHg sind immer verdächtig.

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Ist es normal, dass der gemessene Wert morgens und abends unterschiedlich ist? Leidet man bereits unter Bluthochdruck, wenn man morgens im Normalbereich ist und abends jedoch die Normalgrenze überschritten hat?

Dr. med. Eberhard J. Wormer: Ja, es ist normal, wenn zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedliche Werte gemessen werden. Nein, Sie leiden nicht an Bluthochdruck, wenn zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedliche Werte gemessen werden. Der Blutdruck ist in ein Regelwerk mit Messfühlern und Feedbackschleifen integriert. Auf diese Weise kann die Höhe des Blutdrucks an die aktuelle Anforderung optimal angepasst werden.

INTERVIEW-ENDE

Ich danke Herrn Dr. med. Eberhard J. Wormer für die ausführlichen Antworten und die Zeit.

Veröffentlicht am 10. Mai 2017.
Lisa Albrecht
Lisa Albrecht
Gründerin & Autorin
Ich bin immer auf der Suche nach ganzheitlichen Lösungen für mehr Gesundheit und Balance im Leben. Ich liebe das Meer, veganes Vanille-Eis und unsere Erdbeeren aus dem Garten.

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